
Nach der Natur. Schweizer Fotografie im 19. Jahrhundert
03.04.2022 - 03.07.2022
LAC
Piazza Bernardino Luini 6,
6900 Lugano
Öffnungszeiten:
Di / Mi / Fr: 11 – 18 Uhr
Do: 11 – 20 Uhr
Sa / So / Feiertage: 10 – 18 Uhr
Mo: geschlossen
Das MASI Lugano präsentiert „Nach der Natur. Schweizer Fotografie im 19. Jahrhundert“. Diese erste breit angelegte Überblicksausstellung zu den ersten fünfzig Jahren der Geschichte der Fotografie in der Schweiz zeigt nie gesehene historische Bilder, so die erste je entstandene Aufnahme des Matterhorns und die allerersten fotografischen Bilder des Tessins. Mehr als 400 Fotografien, von 1839 bis zu den 1890er Jahren, aus über sechzig öffentlichen und privaten Sammlungen, viele davon erstmals gezeigt, zeichnen gründlich und zugleich unterhaltsam die frühe Geschichte der Fotografie in der Schweiz nach.
In den ersten Sektionen der Ausstellung, die dem Anfang der Fotografie und damit der Daguerreotypie gewidmet sind, ragen – unter anderen – einige Schweizer Meister dieser Kunst heraus wie der aus Genf stammende Bankier, Diplomat und Laienfotograf Jean-Gabriel Eynard und der Graveur Johann Baptist Isenring, der mit seinen Portrait-Daguerreotypien von „natürlicher Größe“ Berühmtheit erlangt. Es wird schnell klar, dass die Fotografie in ihrer ersten Entwicklungsphase bei der Auswahl der Motive und Sujets und der kompositorischen Prinzipien sowie bei ihrer Anwendung auch in der Schweiz sehr eng mit den anderen Künsten verflochten ist, vor allem mit der Malerei, die sie als echte Alternative zu kostengünstigen Portraits ersetzen wird, und der Grafik, der sie zu Diensten sein wird. Isenring verbreitete in der Schweiz die Nutzung der Fotografie als Modell für Gravierarbeiten, eine Technik, auf die auch die erste Fotografin Franziska Möllinger in ihren 1844 als Lithografien publizierten Ansichten aus der Schweiz zurückgreift. 1842 entsteht eine der wenigen bekannten Daguerreotypien aus dem Tessin, das in Lugano entstandene Portrait eines elegant gekleideten unbekannten jungen Mannes – ein gutes Beispiel für ein aufsteigendes Bürgertum. Dank des externen Blicks von Reisenden werden die Grossartigkeit der Schweizer Landschaft und ihre Bergwelt fotografisch dokumentiert. Überraschend ist die unglaublich moderne Form der spektakulären Daguerreotypien des englischen Künstlers John Ruskin, von dem die ersten Fotografien im Tessin stammen, wie das Bild eines Felsens beim Castelgrande in Bellinzona (1858) oder die erste jemals entstandene Aufnahme des Matterhorns aus dem Jahr 1849. Von da an wird die Fotografie zu einem mächtigen Instrument in der Tourismuswerbung, ein Prozess, den die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur in der Schweiz begünstigt, die sich zeitgleich mit der Vereinfachung fotografischer Verfahren vollzieht (mit Glasnegativen und Drucken auf Albuminpapier). So verbreiten sich populäre Motive und touristische Hotspots wie der auf den Bildern des Engländers Francis Frith aus dem Jahr 1863 verewigte Staubbach Wasserfall in Lauterbrunnen. 1864 entsteht ein atemberaubendes Bild des berühmten französischen Fotografen Adolphe Braun, der die unendlichen Eisflächen des Rhonegletschers bei der Durchquerung durch eine Bergsteigergruppe ablichtet, der auch eine Frau angehört.
„Nach der Natur“ wurde in Koproduktion mit der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, und Photo Elysée, Lausanne, realisiert, und ist zu sehen im Standort LAC des MASI Lugano.
Dal vero. Fotografia svizzera del XIX secolo
Bild auf dem Cover:
Traugott Richard, Berner Tracht, aus der Serie «Costumes Suisses», 1883 c., Albuminpapier, coloriert, Sammlung Fotostiftung Schweiz, Winterthur